Der Marktauftritt einer industriell gefertigten “ Gemüsebrühe ” suggeriert uns, dass damit fix und lecker eine Gemüsesuppe oder die Basis für einen Eintopf zubereitet werden kann. Ein Fertigprodukt, welches uns den Weg zum Genuss bequem verkürzt und den Speisen kräftig Schmackes verleiht,… aber sowas von fix!
Fix und lecker!?
Ein tolles Versprechen, das sich in der Küche schnell umsetzen lässt. Fix ja, lecker nein. Denn bei näherer Hinschmeckung kommt mir das Pulver-Fix dann doch so verschwindend schwach am Gaumen, wie seit 2009 das kollektive Vertrauen in die Finanzberater von der Deutschen unter den Banken. Warum das so ist und meine Alternative!

Bequemes stoisches Vertrauen
An diese industriell gefertigte Lösung für die Küche glauben trotzdem viele Menschen, … und zwar scheinbar so fest wie zu viele andere an The Donald. Die Strategie der „schnellen Lösungen“ geht für die Suppen-Hersteller angesichts ihres facettenreichen wie auch pulverisierten Produktsortiments so umsatzstark wie auch schnell auf. Jaaa, das schmeckt prima, … nicht nur den Konzernen und deren Aktionären! Naturnaher Geschmack geht trotzdem anders. Was zeigt uns die Realität?
Werbung vs. Realität
Kontrastreich zu den netten Gemüsebildern auf der Verpackung, kommt die Liste der Zutaten tatsächlich so krass wie ein Gruselclown plötzlich im Pausenraum steht. Oder auch wie die Leere/Erfüllung eines vollmundigen Wahlversprechens jenseits des Atlantiks. Beispielsweise enthält “Klare Gemüsebrühe” der beiden größten PulverFix-Hersteller gerade einmal 2,8 bis 4,2 Prozent „Gemüse“. Nun ja, … was wird uns damit nebenbei denn sonst noch so verkauft?
Ohne die großen Namen nennen zu wollen, sind gemäß deren Zutatenlisten (Stand Jan 2017) beispielsweise enthalten:
- Jodsalz (die Hauptzutat)
- Mononatriumglutamat (als synthetischer Geschmacksverstärker hervorragend geeignet für die Schwächung sensibler Geschmackswahrnehmung) in Bio-Produkten allerdings nicht zugelassen.
- Palmfett (bestens geeignet für Indonesiens Raubbau an der Natur), in „Öko Bio Produkten“ nicht enthalten, da verpönt und „böse“
- Sonnenblumenöl
- Hefeextrakt (der kleine „legitim natürliche“ Bruder des MNG)
- 4,2 % bis 12%* Gemüse (immerhin HiTech getrocknet! *Bio-Variante)
- Gemüseextrakte (gerne in wechselnden Anteilen)
- Gewürze
- Maltodextrin (Verwendung als Aromaträger)
- (natürliche) Aromen (ein Cocktail aus dem HiTech-Labor)
„Werbewirksam verbreiten einige dieser Suppen-Hersteller vielversprechend „alternative Fakten“ mit Attributen wie „Natur“, „Pur“ oder „Bio“! Alternativlos wie Mutti M. muss man auch solche Zutatenlisten bzw. Fakten nicht unbedingt hinnehmen.“
Alternative mit Schmackes
Hier mein Rezept für Euch interessierte Leser, die noch nicht dem Kontrollverlust erlegen sind und diejenigen unter Euch, die zudem ihr Geld sorgsam ausgeben wollen. Ja, … mein DIY Rezept lässt sich fix wie ein präsidiales Dekret umsetzen. Ausserdem hält es sich im Kühlschrank (auch nach dem Öffnen!) über Monate so stabil wie eine Mauer. Ungesünder als die industrielle Vorgabe ist meins auch nicht.

DIY GemüsebrüheMix
Alle Zutaten stammen von Bauernhöfen aus der Region, sind sehr aromatisch, aber nicht unbedingt Bio-Qualität! Preise sind (ausserhalb der Saison) teilweise stark schwankend. Lauch kostet beispielsweise zwischen 1,70 bis 4,00 €/kg, in diesem Rezept wurde er zu 4,00 € pro kg berechnet, da der dunkelgrüne bittere Teil (ca. 25%) nicht verarbeitet wurde. Wird gelegentlich an freipickende Hühner aus der Nachbarschaft verfüttert, … Upcycling und so.
Rezept-Vorschlag für selbstgemachte Gemüsebrühe Mischung
Menge | Zutaten | € / Menge (kg) | |||
1 Bund | Möhren | 1,20 / 0,300 | |||
1 Spalte | Sellerieknolle, oder Staudensellerie | 0,40 / 0,250 | |||
2 kl. Stück | Pastinake | 0,75/ 0,150 | |||
1 kl. Stück | Petersilienwurzel | 0,50/ 0,100 | |||
1 Bund | Blattpetersilie, ohne die dicken Stengel | 0,80 / 0,040 | |||
2 Stk | rote Zwiebeln | 1,00 / 0,300 | |||
100 g | Lauch oder Lauchzwiebeln, ohne „Grün“ | 0,40/ 0,100 | |||
1 Stk | Fenchelknolle | 0,75/ 0,250 | |||
180 g | Meersalz*, ohne Zusätze | 0,75/ 0,180 | |||
2 Stk | Knoblauchzehen | 0,07/ 0,010 | |||
Summen, gerundet | 6,80 / 1,700 |
Preisvergleich einer Portion Gemüsebrühe 250 ml
Industrie-Mischung ca. 16,30 bis 25,00 €/kg : Gemüsebrühe hergestellt aus 1 TL (5 g) PulverFix kostet je nach Hersteller zwischen 0,08 und 0,12 €. Für den höheren Preis löffelt ihr die Suppe in Bio-Qualität. Gefühlt 25 % natürlicher Geschmack bei der Bio-Variante, persönliche Meinung!
Homemade Mischung 4,00 €/kg : Gemüsebrühe hergestellt aus 3 TL (15 g) püriertem DIY-Gemüsebrühe-Mix kostet 0,06 €. Nicht Bio-Qualität, aber naturnaher Geschmack der Euch eure naturgegebene Wahrnehmung der Aromen bewahrt!
“ 25 bis 50 % Kostensenkung bei 100% natürlichem Geschmack !“

Meine DIY Alternative zur o.g. Zutatenliste enthält ca. 90% regionales Gemüse plus 10% unbehandeltes Meersalz (in der Funktion als Konservierungsmittel), Punkt. Wer meins jetzt vernünftig findet, versucht einfach mal inspiriert/motiviert diese Gemüsebrühe Mischung selbst zu mixen. Aufwand ca. 20 Minuten aktive Zeit (Zerkleinern und Abfüllen in Weckgläser). Wie andere DIY Leckereien, ist auch Gemüsebrühe als Mitbringsel – verpackt in einem hübschen Gläschen – eine durchaus achtsame Geste. Wer meinen Vorschlag ziemlich blöd findet, löffelt einfach seine bisherige Lieblingsbrühe aus, Punkt.

Zubereitung
- Das Wurzel-Gemüse (Sellerieknolle, Möhren, Pastinake etc.) unter fließend Wasser gründlich bürsten, gegebenenfalls an schwer zu reinigenden Stellen schälen. Die oberen bitteren Stellen der Möhren abschneiden. Zwiebeln und Knoblauch schälen. Blattpetersilie in Wasser eintauchen und gründlich waschen.
- Sieben kleine Weckgläser a 250 ml mit kochend heißem Wasser befüllen und verschließen. Das ist sinnvoll zwecks Haltbarkeit, da der Gemüsemix ja nicht gekocht wird sondern nur durch Salz konserviert ist.
- Alle Zutaten mit einem Messer grob vorzerkleinern und mit Meersalz in einer Schüssel vermischen. Die Mischung ca. 20 Minuten ziehen lassen während aromatisch duftendes Wasser aus dem Gemüse entzogen wird. Ein betörender Zauberduft verwandelt eure Küche in Soulkitchen.
- In einem Mixtopf nun das Gemüse so lange zerkleinern bis ein fein brökeliger Brei entsteht. Da nicht alles in einem Mixtopf in einem Rutsch zerkleinert werden kann, ist es vorteilhaft, den Mix-Vorgang portionsweise in drei Durchgängen zu wiederholen.
- Die heißen Weckgläser nun löffelweise bis 2 cm unter dem Rand befüllen und verschließen. Ein Glas im Kühlschrank aufbewahren, die anderen einfrieren oder guten Freunden verschenken.

Pimp it up, your Veggie Broth
Dieser DIY Gemüsebrühe-Mix ist nichts weiter als eine alternative Basis für Suppen und Eintöpfe bzw. Veggie Broth. Wie auch bei den industriellen PulverMix-Varianten, sollten weitere geschmackgebende Zutaten der Suppe als Finish zugegeben werden. Eine „Aufpimpung“ wäre beispielsweise die Zugabe von mindestens zwei bis drei dieser Zutaten:
- Muskat(blüte)
- wenig (!) Liebstöckel (Maggikraut)
- Kerbel
- Tomatensaft
- Rote Beete
- Erbsen
- Frühlingszwiebeln
- Meerrettich
- Wirsing
- Grünkohl
Asiatisch
- Ingwer
- Sojasauce
- Curry
- Kokosmilch
- asiatische Gemüsemischung
- wenig Blattkoriander
- Sprossenkeimlingen
Innovativ aus der mediterranen Volksmedizin
- Olivenblättertee
- Ysop

Fazit
Schnelle Lösungen gehen auch lecker. Fast kostenneutral und zugleich naturnah!
Wer meine nächsten Beispiele im Rahmen meiner Artikel-Serie „Rezept-Duell“ in den kommenden Wochen nicht verpassen möchte, trägt sich vermutlich oben rechts in meinen Newsletter ein. Punkt.
12 Antworten zu “Rezept Duell (I): DIY Gemüsebrühe-Mix vs. Pulver-Fix”
Ein bisschen stolz bin ich natürlich schon, dass ich deine Zutatenliste (in etwa) auswendig weiss, denn ich bereite Gemüsebouillon stets selber zu. Allerdings koche ich das Gemüse konventionell mit viel Wasser, seihe ab und friere dann die Brühe portionenweise ein, was neben Geflügel- und weiteren Brühen ziemlich Platz beansprucht.
Die Methode deines mit Salz püriertem Gemüse werde ich nachvollziehen, zur Erleichterung meines TK-Schranks und im Wissen, dass ich erstens selten eine klare Gemüsebouillon benötige und mit diesem Püree auch mal höher dosieren kann, als mit meiner flüssigen Variante.
Ausprobiert und als sehr, sehr gut empfunden!
Ein weiterer Pluspunkt: damit kann ich sozusagen Gemüsebouillon als Würze einer Zubereitung beifügen, bei welcher ich eigentlich nicht auch noch zusätzlich Flüssigkeit zugeben möchte.
Und @ Doreen: ich habe lediglich 450 g Gemüse verarbeitet, welches mit 50 g Salz nur gerade 2 Gläser à 250 ml ergab, die auch in einem kleinen Kühlschrank Platz finden dürften. Einfrieren sehe ich nicht als notwendig, denn mit 120 g Salz auf 1 kg Gemüse ist die Haltbarkeit im Kühlschrank eigentlich gewährleistet.
Ist auch wieder wahr… danke für den Tipp!
LG, Doreen
Ein wunderbarer Bericht. Man kann den Duft förmlich wahrnehmen zwischen den Zeilen. Ich empfehle die Sorte ‚feines Clifford Bay Meersalz‘ für exquisite Brühen und Suppen. Es enthält natürliche Mineralien und Spurenelemente; ein Augenstern für gesunde Gourmets. Dieses Salz enthält also naturgegebene Geschmacksverstärker, weil all das Gute nicht hinausraffiniert wurde. Selbst das Jod darf im natürlichen Elementeverbund bleiben und so seine essentielle Wirkkraft entfalten. Jodsalz (jodiertes Salz) hingegen ist der Gruselclown unter den Salzen. Mehr dazu in meinem Blog. Mit salzigem Dank, dass ich diesen Kommentar hier loswerden durfte. ‚freihändigkochen‘ ist immer spannend, informativ und charmant geschrieben. Weiter so!
Dein Lob riecht leider nicht nach Gemüse, sondern nach massiver Werbung…
Das von dir angepriesene Meersalz würde sich bei obiger Zubereitung mit sage und schreibe 25.00 Euro (!) statt 0.75 Euro zu Buche schlagen.
Zum subtilen Würzen und finalen Abschmecken mag das von dir weit her importierte Meersalz ja ein «Augenstern» sein, für einen Gemüse-Extrakt fände ich dies jedoch eher dekadent.
Lieber Felix, das empfohlene Meersalz heißt ‚FEINES Clifford Bay Meersalz‘ und ist eines der drei Salzsorten aus Neuseeland. € 8,95 kostet das Kilo. Man benötigt davon weniger als gewohnt, weil es durch die vielen natürlichen Mineralien eine hohe Aromatik aufbringt. Mit salzigem und freundlichem Gruß, Maike
Ja, das Edel-Salz ist sein Geld wert. Benutze es wie so viele andere Köche in der Spitzengastronomie auch weil es einen einzigartig feinen mineralischen Geschmack mitbringt.
Der Vorschlag seine Gemüsebrühe auf Vorrat zu kochen macht Sinn. Der Artikel zeigt die Vorzüge zur Industriebrühe deutlich auf.
Statt FIX in Zukunft also FOX-schlau und richtig LECKER!
Danke den Tipp!
Ab jetzt Pulver-Fix in die Tonne bzw. nicht mehr in die Tüte 😉
Guter weil auch praktischer Rezeptvorschlag – wird von mir auf g+ und FB weiterempfohlen.
Bis jetzt habe ich solche Empfehlungen immer fleißig überlesen mit meiner besten Ausrede, dass ich im Wohnmobil lebe. Nach Deinem Beitrag allerdings reizt es mich schon… Aaaaaber, 7 Gläschen im Kühlschrank aufbewahren?! TK-Fach ist miniklein… Oder weniger kochen aber dafür öfter? Die Lagerung ist eindeutig Vorteil des Pulvers. Oder hast Du noch Ideen?
Liebe Grüße aus Portugal,
Doreen
Ja warum nicht kleinere Menge zubereiten ? Allerdings ist es im WoMo tatsächlich unpraktikabel Auf Vorat zu produzieren.