Blue Velvet: Ein Rotkohl für großes Kino


Blue Velvet, die Mystik eines Film-Klassikers

Ende der 80er Jahre war dieser Titel ein gern und oft gesehener Film des Kult-Regisseurs David Lynch. Dieser prägte seinen kontrovers diskutierten Streifen in einzigartiger Weise durch Farbenspiel und Symbolik. Musikalisch untermalt von einer dunklen Melange aus schmalzigem Vintage-Pop der 50er Jahre, 80er Pop und violinöse Anleihen an Shostakovic´s 15ter Symphonie. Die Kulisse ist eine amerikanische Kleinstadt-Idylle, farbenprächtig, scheinbar langweilig spießig! Die Story fasziniert durch mysteriöse und unerwartet schrille Ereignisse in einer ins Blaue gehüllten Parallelwelt.  Ganz langsam steigert sich die Spannung, die sich schließlich zu einem Underground-Statement entlädt: “ Einen Kontrapunkt  gesetzt  zum Pseudo-Heile-Welt-Establishment“, sprachen damals die Intelektuellen,  „voll krasser Film“ würde der junge Volksmund heute sagen.  CUT!

Die Symbolik deutscher Gemüse-Klassik

„Rotkohl ist für mich das kulinarische Ebenbild deutscher Gemüse-Klassik …und steht als Bestandteil der farbenprächtigen Land-Idylle Vegetariens.  Ein dunkles Kohlgemüse, dass neben der knusprigen Gänsekeule seit Generationen eben die schöne heile Welt der Landhaus-Idylle versinnbildlicht, gleichzeitig aber auch in Santa-Fu (Knast in HH) neben dem Wurstgulasch auf die Plastikteller geklatscht wird – und somit auch in einer Schattenwelt existiert. Bei uns kommt Kohl in den Wintermonaten nun mal ubiquitär auf die Gabel , – weil extrem preiswert!“

Ja, lecker ist Rotkohl zweifellos: Schön schlotzig, leicht fruchtig und süßlich. Vorzugsweise noch weicher als weich gekocht. Im Norden Deutschlands in roten Farbtönen und im Süden eher in Blau. Durch Zugabe von edlem Apfelessig verändert sich das ursprüngliche Blaukraut zu norddeutschem Rotkraut, Absenkung des pH-Werts nennt man das in der Chemie.

RotkohlKokos suppe 2
Blue Velvet Soup
 Rotkohlsuppe, meine kulinarische Hommage

Das folgende Rotkohl Rezept ist meine kulinarische Interpretation des o.g. Films, – eine Hommage an den symbolträchtigen Film-Klassiker!

Die samtig weiche Textur (Kleinstadt-Idylle), die dunkle blaue Farbe (Kleinstadt-Mysterium) und die grün roten Tupfer (unerwartete Ereignisse) auf der Oberfläche geben erste Hinweise. Diese aromatischen Zutaten deuten darauf hin, dass mein Rotkohl doch etwas mehr Abwechslung in der Küche erleben durfte. Zudem ihm hier weit mehr Aufmerksamkeit als der sonst so klassenlos uniformen Gemüsebeilage mittags in der Knast-Kantine oder side by side an Omas feinem Sonntagsbraten zuteil wird. Eine vegane Rotkohl-Kokos-Suppe serviert  im Lichtkegel des Esstischs, und für Blue-Velvet-Fans!

 Blue Velvet Soup

Zutaten für 4 Portionen a 250 ml

Zubereitungszeit 30 Minuten

  • 400 g      Rotkohl
  • 1             Kartoffel
  • 1             kleine rote Zwiebel
  • 4 EL         Sonnenblumenöl
  •  2 -3 EL    geriebenen Ingwer, karamellisiert
  • 1 EL         Zucker
  • 1               kleine Rote Bete Knolle, gekocht
  • 400 ml      Gemüsebrühe
  • 400 ml      Kokosmilch
  • ½            Frühlingszwiebel
  • Prise       frisch gemörserter Kubeben-Pfeffer, Meersalz
Zubereitung
  1. Den Rotkohl vierteln und den Strunk keilförmig herausschneiden. Die Blätter in feine Streifen hobeln. Kartoffel schälen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebeln schälen und in Würfel schneiden. Ingwer schälen und fein reiben. Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden. Rote Bete in sehr feine Würfel schneiden.
  2. Öl in einem Topf erhitzen und vorbereiteten Rotkohl, Kartoffel und Zwiebeln weich dünsten, zwischendurch umrühren. Danach feingeriebenen Ingwer dazugeben und mit etwas Zucker karamellisieren lassen. Mit Brühe und fast der gesamten Kokosmilch aufgießen und würzen, eine Espresso-Tasse mit Kokosmilch für die Deko zur Seite stellen.
  3. Die Rotkohlsuppe aufkochen und ca. 10 Minuten köcheln lassen. Danach mindestens zwei Minuten samtig fein pürieren. Die Konsistenz mit etwas Kartoffelstärke cremig abbinden, falls zu wässrig.
  4. Anrichten – Die samtig feine Suppe in tiefe Teller verteilen und mit Rote Bete Würfel und fein geschnittener Frühlingszwiebel dekorieren. Wer Weiß auf Blau mag, zieht noch mit etwas Kokosmilch weiße Schlieren oder Flecken auf die Oberfläche der dunklen Suppe und verdeutlicht damit, dass auch im Dunkel etwas Erhellendes sein kann.
Geschmacksprofil

Der erste Geschmackseindruck dieser Rotkohlsuppe trumpft mit verführerischer Exotik der Kokosmilch. Danach steigert sich die Spannung auf der Zunge:  Die fruchtig würzigen Komponenten des Ingwers und Kubebenpfeffers setzen völlig unerwartet aber unterschwellig ein Statement. Optisch wie geschmacklich gestaltet ein Topping die blausamtige Oberfläche der Suppe mit erdigsüßen Akzenten von Rote Bete Würfeln und grünen Röllchen von der Frühlingszwiebel. Ein Zusammenspiel scheinbar gegensetzlicher Aromen (Darsteller), welches die Geschmackswahrnehmung mit Spannung aufrecht erhält und Erinnerungen an die Farbensymbolik von Blue Velvet wecken kann.

Fazit

Rotkohl (die scheinbar liebliche Land-Idylle) kann somit auch anders, … und offenbart sich in dieser Zutatenkombination (Food-Pairing) in Gestalt einer Rotkohlsuppe in einer extrovertiert dominanten Hauptrolle! Ein Geschmackserlebnis, dass man sonst nur den edlen Gemüsesorten zutraut.

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4 Antworten zu “Blue Velvet: Ein Rotkohl für großes Kino”

  1. Sehr feine Sache! Bei Rote-Bete/Kokos war ich auch schon angekommen, aber Rotkohl dazu….

    Meine Versuche, das ubiqitäre Rotkohl-Gemüse zu durchbrechen, waren nicht so gelungen – weder Rotkohl-Roulade noch Rotkohl-Fisch war wirklich ein Renner…

    Mehr davon 🙂

    Martin

  2. Da kann ich leider nicht mehr sagen als: Wow. Was für eine tolle Idee, was für eine starke Farbe,.. einfach großartig.
    Im Leben wäre ich nie auf die Idee gekommen Rotkohl in eine Suppe zu verwandeln. Zu Salat .. ja .. aber Suppe?!
    Danke für die schöne Anregung, das werde ich sicherlich nachkochen!

    Viele liebe Grüße,

    Claudia

  3. […] Die Speisekammer hat mich schon des Öfteren vor unvorhersehbare Herausforderungen gestellt. So auch die Woche – ich hatte einen ganzen Rotkohl in der Tüte! Großartig zusätzlich einkaufen wollte ich allerdings nicht, auch zur schnöden Beilage wollte ich ihn nicht degradieren. Als Hauptgericht sollte er daherkommen und ich fand eine tolle Anregung bei freihändig kochen.  […]

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