Wildsau im Gemüsebeet


Obelix´ Favorit  ist seinen Artgenossen aus Massentierhaltung geschmacklich und lifestylemäßig deutlich überlegen: es grunzt vergnügt umher und ernährt sich von dem was Wald, Flur … und Gemüsebeete bieten. Daher sieht Fleisch von der Wildsau deutlich dunkler aus und hat einen ausgesprochen charakteristischen Eigengeschmack, der der Geschmacklosigkeit von gestresstem Massenvieh diametral gegenüber steht.

Possierliche Wildschweinchen erregen im Wildgehege nicht nur bei Kindern Aufmerksamkeit. In einigen ländlichen Regionen erregen sie auch die Wachsamkeit der Jäger und verärgern Dorfbewohner und Berliner, weil sie mit ihrer Rotte frech-fröhlich über Zaunlatten hüpfen um in gepflegten Gärten nicht nur friedlich umherzugrunzen. Offensichtlich geht es diesen wilden Schweinchen sowohl in freier Natur wie auch in Stadtrandgebieten so gut wie zu Obelix´ Zeiten in Gallien –  das freilaufende Angebot übersteigt den Appetit-Darauf zumindest in Germanien so ziemlich. Beispielsweise bekommen die Jäger in Meck-Pomm. angeblich von ihrem Metzger nur noch 1 Euro pro kg erlegte Wildsau  vergütet, in BaWü gibt es immerhin noch ca. 5 Euronen. Wildsau findet den Weg seit einiger Zeit auch in die Supermärkte – ein edles Fleisch quasi in Bio-Qualität zum Schnapper-Preis für 10 bis 15 Euro pro kg, vorausgesetzt wirklich frei von Trichinen!

Diese Tatsachen animierten mich zu diesem Rezept in zweierlei Hinsicht: Kulinarisch interessierte Fleisch-Esser dürfen ohne schlechtes Gewissen preiswert sehr gutes Fleisch genießen, wohingegen den verärgerten Gemüsegärtnern einfach die Option geboten wird ihr zertrampeltes Gemüse genussvoll zu rächen 😉 …

 

Wildsau im Gemüsebeet
Wildsau im Gemüsebeet

Wildsau im Gemüsebeet

Zubereitungszeit 30 Minuten

Zutaten für 2 Personen

  •  2             Mohrrüben
  • 1             Petersilienwurzel
  • 10           Rosenkohl
  • 6 Blatt    Chinakohl
  • 1             kleine rote Zwiebel
  • 8             kleine Drillinge oder Vitelotte Kartoffeln
  • 4             kleine Wildschweinschnitzel aus der Keule ca. 400 g,
  •                mariniert in Olivenöl, Kubebenpfeffer und 1 kleinen Knoblauchzehe
  • Prise       Salz und schw. Pfeffer aus der Mühle für das Gemüse

 

Zubereitung

Schnitzel von der Oberschale schneiden, unter Folie legen, etwas mit einer schweren Pfanne plattklopfen und marinieren. Gemüse waschen, putzen bzw. schälen. Beim Rosenkohl den Strunk kreuzweise ritzen, dann blanchieren. Karotten und Petersilienwurzel in dicke Stifte schneiden, Zwiebel in Streifen schneiden.

Die vorbereiteten Karotten, Petersilienwurzel, die halbierten kleinen Kartoffeln sowie den blanchierten halbierten Rosenkohl jeweils einzeln in einer Schüssel mit etwas Olivenöl schwenken, würzen und dann auf einem Blech mit Backpapier im Ofen bei 180°C Umluft während ca. 15 Minuten das Gemüse leicht braun bissfest garen, die Kartoffeln weich garen.

In der Zwischenzeit die marinierten Schnitzel in heißem Öl kurz beidseitig leicht rosa braten, d.h. ca. 1-2 Minuten von jeder Seite. Fleisch aus der Pfanne nehmen, kurz abgedeckt auf das Ofenblech zum Gemüse legen. Den Bratensatz in der Pfanne mit etwas Wasser ablöschen und die Zwiebelstreifen mit etwas Butter anbraten bzw. zwiebelschmelzen, die Chinakohlblätter dazulegen, würzen,  Deckel drauf und diese 3 Minuten dünsten.

Gedünstete Chinakohlblätter auf den Tellern verteilen und das gebratene Gemüse darauf legen. Die gebackenen Kartoffeln und die medium gegarten Schnitzel von der Wildsau daneben anrichten. Die Schmelzzwiebeln lege ich respektvoll auf die Schnitzel des Tieres, das vielleicht plötzlich im Gemüsebeet in sich zusammensackte, der verärgete Gemüsegärtner kann sie einfach daraufklatschen.

 

Geschmacksprofil

Auf dem Teller und schließlich an den Geschmacksrezeptoren kommt die tote Sau nun so sympathisch daher wie sie es lebend unterm Nachthimmel  niemals sein konnte. Die leicht süßlichen Röstaromen des gebratenen Wurzelgemüses bieten der Dominanz des Wildschweins kräftig Paroli, … lebend im Gemüsegarten war es genau umgekehrt. Das leicht süßliche butterzarte Fleisch reimt sich mit den geschmelzten Zwiebeln zu einem einfachen Gedicht wie „Der wilde Zwiebelrostbraten“. In dieser leblosen aber geschmackvollen Koexistenz harmoniert Wild und Gemüse nun friedlich miteinander – Genussglück! So versinnbildlicht das bunte Gemüse auf dem Teller eine würdevolle Zierde für das geschossene Wild –  eben so wie Blumen es auf einem gepflegten Grab tun. 😉

 So, jetzt ist aber fertig. Wem das Alles zu blumig daher geschwafelt kommt und wem Grabpflege grundsätzlich zu arbeitsintensiv erscheint, dem empfehle ich die einfache Variante „Wildsau im Kartoffelacker“! Schnitzel mit selbstgeschnitzten Ofen-Pommes und Pottsauce.  Schmeckt auch lecker, aber eben nicht so sehr wie oben. Wenn auch kein kulinarisches Ausnahmeerlebnis, aber Hauptsache preiswert edles Fleisch genießen!

Wie man auf dem unteren Bild unschwer erkennen kann, ist diese Inszenierung auf dem „Kartoffelacker“ aber auch irgendwie respektlos der „armen“ Sau gegenüber! Nun gut, Kartoffelacker ist nun mal weniger schön anzusehen als Onkel Jupp´s liebevoll gepflegtes Gemüsebeet oder Oma Olgas  Grab zu Allerheiligen.

 

Fazit

Jeder der Wildschwein auf dem Teller mag, sollte es als Ersatz zum Hausschwein genießen. Warum? Steigen die Lagerbestände weiterhin zu stark, wird vermutlich nach Gaullasagne die nicht deklarierte Wildsau skandalös durch die Medien gehetzt werden: In Form von Rindsroulade, Dosengulaschsuppe oder so! 🙁  das hat die arme Sau nicht verdient …

Wildsau im Kartoffelacker
Wildsau im Kartoffelacker

 


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