Alpenküche, ein Genuss jenseits der Eat-Healthy-Filterblasen
Die Alpenküche ist spätestens seit dem Boom der weltweiten Oktoberfeste und seit dem Reload der traditionellen Landhausküche (z.B. Bayern) im deutschsprachigen Raum wieder hip. Trotz dem Hype um „Superfood“ und „Gesundheitsbewusster Ernährung“, ist für viele Menschen diese bodenständig rustikale Küche mit ihren deftigen Akzenten immer noch ein Schlemmerparadies, … denn garniert mit herzhafter Alpenfolklore schmeckt´s umso authentischer.
Tatsächlich gibt es jenseits der GreenSmoothie-Chia-Vegan-Filterblasen der Social Media Kanäle auch „alternative“ Fakten. Ausserhalb dieser vermeintlichen „Eat-Healthy-Ghettos“ , leben sogar Menschen, die nicht in Großstädten aufgewachsen sind. Ja und auch nicht mal häufig Sport treiben, weder gerne vegetarisch essen noch auf sozialen Medien stets die neuesten Trends abchecken. Schlimm?

Voll „Normal“
Nein,… denn es gibt auch jene die körperlich (ausserhalb der Büros der großen Städte) hart arbeiten, soziokulturell nicht in das Smoothie-Vegan-Hipster-Klischee passen (wollen) und „free from“ Angst, Halbwissen oder gesundheitlichen Einschränkungen genießen können. Und genau diese „Normalos“, die z.B. der Deftigkeit von Schweinsbraten, Currywurst/Pommes und fleischlastigen BBQ zugeneigt sind, gehören in puncto Ernährung „erstaunlicherweise“ noch zum sogenannten Durchschnitt. Das beweist der Ernährungsreport 2017 des Meinungsforschungsinstituts Forsa, der vor wenigen Wochen vorgestellt wurde. Unglaubliche News für alle, die in der Filter-Blase der vermeintlich korrekten Ernährungsweise feststecken:
Sagenhafte „97 Prozent der Befragten kaufen nach eigener Aussage einfach, was ihnen schmeckt. Sie achten nicht auf Zucker, Fett und Kalorien. Das Lieblingsessen ist – noch vor Pizza und Pasta – irgendwas mit Fleisch.“
Nun wissen wir ja seit Brexit und Trump, welche Aussagekraft Meinungsumfragen tatsächlich haben können und was Filterblasen bewirken. Fakt ist jedoch, dass man in einigen Supermärkten an der Fleischtheke wie auf dem Amt eine Wartemarke zieht. Noch Fragen?
Die Rural-Hipster Bewegung
Daher meine gewagte These: Vermutlich sind „fleischhaltige“ Fakten wie diese, die Ursache für den Boom der fleischlastigen Alpenländischen Küche. Bodenständig, ehrlich, vertraut. Attribute, die nicht nur „German Gemütlischkait“ versprechen, sondern grenzübergreifend in der Kulinarik der guten Alpenländischen Gaststuben zu finden sind. Sind die Fans der Alpenküche nun eine Gegenbewegung zu den „Urban Hipster“ vom Prenzlauer Berg? Nennen wir die Alpenfreunde bald „Rural Hipster“ ? Die Zeit wird es zeigen, wie populär Wortschöpfungen sich entwickeln und wohin die kulinarische Reise des „Durchschnitts“ gehen wird. Offensichtlich erscheint die urige Alpenfolklore samt deren deftiger Kulinarik nun „durchschnittlich mega hip“. Und in der unwirtlich rauen Bergwelt ist leichte Gemüsekost wie Thai-Curry nun mal so hilfreich wie Kamillentee im Bierfass.
Hier nun mein leicht deftiges Rezept im Stil der Alpenküche. Zubereitet mit Winter-Gemüsesorten, die nicht nur in der zeitgemäßen Alpenküche den Charme von Hipness versprühen. Herzhaft mit kohligem Wumms. Nicht Low Carb geeignet …

Bunter Rösti mit Wintergemüse und Pilzen
Zutaten für 4 Portionen
Für 8 Röstis aus der Burgerpresse
- 1 kg Kartoffeln
- 1 rote Zwiebel
- 1 EL Kartoffelstärke
- 1 kl. Pastinake (ca. 100 g)
- 3 kl. Knollen gekochte Rote Beete (ca. 200 g)
- 6 EL Rote Beete Saft (Saft von den vakuumierten Knollen)
- 1 TL Steinsalz
- 1 TL Pfeffer aus der Mühle
Für das Topping
- 4 Wirsingblätter, blanchiert, in feine Streifen geschnitten
- 8 Rosenkohl, blanchiert und in Scheiben geschnitten
- 2 schwarze Karotten, gestiftelt (optional)
- 8 Austernpilze
- Sonnenblumenöl
- 8 Tiroler Speckscheiben (optional richtig deftig)

Zubereitung
Hüttengaudi erlebt man nicht alleine. Am besten ist es, dieses Rezept zu zweit vorzubereiten, Aufwand ca. 30 Minuten.
- Die Kartoffeln, Zwiebel, Pastinake schälen und auf einem Hobel (maschinell) raspeln. Die gekochte, geschälte Rote Beete raspeln und davon etwas roten Saft dazugeben. Die Röstimasse mit Kartoffelstärke, Salz und Pfeffer vermischen.
- Ofen auf 100°C vorwärmen.
- Vorbereitung des Kohlgemüse: Wirsingblätter und Rosenkohl nur 6 Minuten bissfest blanchieren und in eiskaltem Wasser abschrecken. Dicke Blattader herauschneiden und Wirsingblätter in feine Streifen schneiden. Rosenkohl in Scheiben schneiden.
- Austernpilze putzen und in dünne Streifen schneiden.
- Bunte Karotten schälen und auf dem Hobel stifteln (optional)
- Die Flüssigkeit der Röstimasse mit Latexhandschuhen auspressen und randvoll in die Burgerpresse portionieren. Mit dem Stempel die Masse fest anpressen, sodass man sie als Patty entnehmen kann. Ja, das ist etwas kniffelig, funktioniert aber mit Fingerspitzengefühl.
- Die Rösti-Patties in heißem Öl beidseitig ausbacken und mit einem Küchepapier beidseitig abtupfen bzw. das überschüssige Öl aufsaugen lassen. Im vorgewärmten Ofen auf einem Backblech (Backpapier!) warmhalten.
- In einer Pfanne im heißen Öl nun die vorbereiteten Pilze und die Speckscheiben (optional) scharf anbraten und zu den Röstis auf das Backblech legen. Anschließend zuerst die Karottenstifte (optional), dann die Rosenkohlscheiben leicht braun anbraten. Abschließend den Wirsing dazugeben und mit etwas Gemüsebrühe ablöschen. Die Gemüsesorten zusammen auf kleiner Hitze ca. 3 -4 Minuten fertig garziehen lassen.
- Anrichten: Die Röstis auf Teller verteilen und die Pilze und das Gemüse als Topping dekorativ darauf platzieren. Vorteilhaft ist, wenn Euch bei dieser Gaudi jemand unterstützt.
Mit oder ohne Fleisch, es kommt beides alpenländisch urig daher

Geschmacksprofil
Hüttengaudi für den Gaumen: Naturfarben, bodenständig und gerne etwas deftig. Dieses Rösti-Rezept enthält verschiedene Wintergemüse, die in ihrer Zusammenstellung die Farben der Alpenlandschaft vor dem ersten Schneefall widerspiegeln. Der Geschmack des Rösti bekommt durch die geraspelte Rote Beete und die Pastinake einen ausgeprägt „bodenständigen“ Charakter, farblich wie auch geschmacklich. Das grüne Topping verleiht mit den Röstnoten des gebratenen Rosenkohls und der glacierten Wirsingstreifen dem Gericht einen urigen Überraschungsmoment, der die Freunde des Wintergemüses wie ein Alpenpanorama beeindruckt. Die gebratenen Pilze schmecken dazu so selbstverständlich wie Waldluft duften kann.
Fazit
Es gibt auch in der Kulinarik bzw. hinsichtlich Ernährungsgewohnheiten die „Parallelgesellschaften“. Allen einen gesunden Appetit, Hauptsache Ihr habt Spaß!
Tipp
Wer sich für weitere Alpenländische Rezepte von Blogger-Kollegen aus der Region interessiert, findet hier eine Auswahl weiterer herzhafter Rezepte. Herausgekommen sind sowohl einige beliebte Klassiker als auch moderne Interpretationen der alpenländischen Küche. In diesem Sinn: An Guaden!
Eine Antwort zu “Alpenländische Küche (IV): Bunter Rösti mit Wintergemüse und Pilzen”
[…] Das bunte Wohlführezept gibt es hier. […]