Backwahn und TrendGurus. Auch der allgegenwärtige vorweihnachtliche BackWahn hat seit wenigen Jahren einen neuen Trend: Kombinationen von Süßem und Würzigem bzw. Krautigem! Ungewöhnliche Kreationen wie Nougat mit Thymian oder Pralinen mit Salz präsentierte beispielsweise die Messe „Zimt und Sterne“ im vergangenen Jahr in Münster. Ob davon wohl spätere Generationen genauso gerne naschen wie wir heutzutage die Plätzchen nach Ur-Omas Art, einfach gewürzt mit natürlichen Drogen?
Natürlich legal
Eher nein!! meint Udo Pollmer und begründet dies mit dem Faszinosum und der Wirkungsweise natürlicher Drogen, siehe untenstehenden Literaturquelle. Sein Schreibstil ist sehr anschaulich unterhaltsam bzw. populärwissenschaftlich formuliert, … und immer ein Augenzwinkern für alle die (zu) gerne schlemmen! In der FoodSzene wird er aufgrund seiner streibaren Ansichten und teils provokanten Ernährungsempfehlungen sehr kontrovers diskutiert und ist so manchem (selbsternannten) Ernährungsapostel ein Ärgernis. In einigen seiner Publikationen stellt er nämlich das „Mainstream ErnährungsWeltbild“ in Frage. Locker bleiben und schmunzeln, denke ich! Denn „Es ist die Dosis, die ein Gift sei“ wusste schon Paracelsus vor einigen hundert Jahren – im Gegensatz zu manchen EU-Gesundheitsaposteln! Die wollen nämlich eine „Ernährungsampel“ auf Lebensmittelpackungen etikettieren, … ok, … ein anderes Thema für das Sommerloch 2014!

Es ist die Wirkung natürlicher Drogen, nicht der Geschmack!
Ein Grinsen bleibt nicht aus beim Lesen dieser Literaturquelle: Pollmer, U. et al: Opium fürs Volk – natürliche Drogen in unserem Essen
„Das Schönste an den Mode-Kreationen der Plätzchendesigner und Geschmackskünstler ist, dass ein Jahr später kein Hahn mehr danach kräht“ schreibt Pollmer. Auch wenn die Plätzchen mit Roter Bete oder die Pralinen mit Basilikum (einige) Plätzchen-Liebhaber erfreuen – aber seiner Meinung nach können diese Moden gegen die traditionelle Weihnachtsbäckerei nicht „anstinken“. „Denn nicht der Geschmack ist es, der ein Gebäck auf Dauer erfolgreich macht – sondern seine Wirkung“ so sein Fazit. Zudem erklärt er warum und welche „weihnachtliche“ Gewürze uns die kalte und oft auch nebelige Jahreszeit erträglich machen.

So, nun wissen wir es alle! Deshalb verzichte ich an dieser Stelle respektvoll auf eine meiner (scheinbar) unkonventionellen Geschmackskombinationen und reduziere meine kulinarische Adventsbotschaft auf eine Neu-Interpretation eines Tiramisu, speziell abgestimmt für die kommende kalte Jahreszeit! Natürlich mit den bereits erwähnten Drogen die winterliches Gebäck wie Spekulatius, Vanillekipferl, Zimtsterne, Lebkuchen, Aachener Printen etc. erst so beliebt machen, weil eben Sinne betörend 🙂 …

Geschmacksprofil
Diese Tiramisu-Masse schmeckt erstmal nach Vanille und weißer Schokolade. Das Orangenolivenöl integriert sich harmonisch in diese moussige Melange und tritt langsam in den Vordergrund. Die Kakaobohnensplitter wie auch die Mandelsplitter geben diesem feinen aber intensiven Mousse einen knusprigen Kontrapunkt. Das Adventsgebäck hat dagegen zunächst einen sanft aromatischen Auftritt, der gegen Ende dem Gaumen wirkungsvoll mit einem Schlußakkord schmeichelt … So geschehen, als ich mir das neulich alles einmal langsam auf der Zunge zergehen ließ, – Punkt aus!
Winteramisu
Zutaten für 4 Desserts a 125 ml
- 400 g Brunch „Zuckerbrot“ (Brotaufstrich Edition Herbst/Winter 2013)
- 4 EL Milch
- 1 Eiklar, steif geschlagen
- 2 TL Orangenolivenöl
- 4 Adventsgebäck (z.B. Spekulatiuskekse, kleine Aachener Printen oder Lebkuchen)
- 2 TL geröstete Kakaobohnensplitter
- 2 TL geröstete Mandelstifte oder auch Nicht
- 4 rote Blüten vom Ananassalbei, falls noch nicht verwelkt
Zubereitung
Eiklar mit einer Prise Salz steif schlagen. Brunch „Zuckerbrot“ mit Orangenolivenöl und etwas Milch glatt rühren. Steif geschlagenes Eiweiß unter diese Masse unterheben. Die Kekse halbieren, mit etwas Wasser oder Orangensaft anfeuchten und jeweils grob zerkleinert in kleine Dessertbecher (100 ml) einfüllen. Die fertige Tiramisu-Masse mit ca 25 g darauf schichten. Die restlichen Spekulatiuskekse wie zuvor auf die Masse schichten. Eine zweite Schicht Tiramisu-Masse mit ca je 30 g darauf in die Becher schichten. Mit gerösteten Kakaobohnensplittern die Oberfläche bestreuen. Mit gerösteten Mandelstifte und falls vorhanden mit zwei kleinen roten Blüten vom Fruchtsalbei dekorieren.
Fazit
Plätzchen-Design, … Hype oder Bleib?!
Tipp
Variation – Wer noch weniger Zeit für die Zubereitung übrig hat, kann das Eiklar weglassen, d.h. auf die moussige Textur verzichten. Schmeckt dann eher cremig und ist trotzdem noch „leider geil“! Wichtiger Hinweis: Desserts mit Eiklar sollten gekühlt gelagert werden und nach einem Tag gegessen sein. Zudem sollte das MHD noch 2 Wochen Restlaufzeit haben!
Eine Antwort zu “Natürliche Drogen, Backwahn und Advent”
Eine lehrreiche und inspirierende „Lektion“ für die Weihnachtszeit! Thymian und Rosmarin bleiben nun wirklich weg aus der guten alten Weihnachtsbäckerei…