Essbare Insekten sind nicht nur als Party-Knaller für Mutige zu vorgerückter Stunde geeignet. Das wäre definitiv despektierlich, weil mit Assoziationen verknüpft an das sensationshungrige TV Dschungelcamp. Inspiriert mit Stilelementen der Länderküchen können essbare Insekten auch in der Art von Streetfood Rezepte zubereitet und inszeniert werden.
Inspiration Länderküche
Nachdem ich zuvor in meinem „Hürden-Konzept“ anschaulich erklärt habe, wie der einfache Einstieg in den hemmungslosen Verzehr von essbaren Insekten vollzogen werden kann, hier nun über den Tellerrand hinaus ein paar Rezept-Ideen. Auf die Hand, a la Streetfood. Die Garküchen Asiens, Lateinamerikas und Afrikas sind logischerweise die Grandfathers of Streetfood Festivals. Da zudem in genau diesen Kulturkreisen Insekten auf vielfältig traditionelle Art zubereitet werden, habe ich aus den typischen Zutaten dieser Regionen ein paar Rezepte a la Streetfood entwickelt, freihändig und unkompliziert.
Insekten Rezepte „Streetfood Style“

Auf einem Streetfood Festival sicherlich ein Eyecatcher und ein polarisierendes Gesprächsthema.
Linsen-Gemüse, Afrikanisch inspiriert
Zutaten für 2 Portionen
- 150 g Grüne Alblinsen (Albleisa) oder Puy-Linsen
- 150 g Süßkartoffel, grob geraspelt (oder Karotte, Kürbis)
- 1 Frühlingzwiebel oder 1/2 kleine Lauchstange, in feine Ringe
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1/2 rote Peperoni, entkernt in feine Streifen
- 4 Grashoppers
- 2 EL Erdnussöl oder anderes Pflanzenöl
- 1 TL Afrikanische Currymischung, z.B. Zanzibar Curry, Cape Maley
- 1/2 TL Paradieskörner, gemörsert (optional)
- Prise Meersalz, schw. Pfeffer aus der Mühle
- 2 kleine Zweige Lemonbasilikum, fein geschnitten und Deko
- 2 EL geröstete gesalzene Erdnüsse (optional)
Zubereitung
- Grüne Linsen nach Packungsanleitung ca. 25 Minuten kochen. Idealerweise haben sie danach nocht etwas Biss und schmecken leicht nussig aromatisch.
- Das vorbereitete Gemüse, Peperoni, Grashopper und den Knoblauch in einer heißen Pfanne in etwas Pflanzenöl anbraten. Mit der Curry-Gewürzmischung besteuben und kurz anrösten, dabei umrühren.
- Die Grashoppers wieder aus der Pfanne nehmen und bei Seite stellen. Die gegarten Linsen mit etwas Linsenbrühe in die Pfanne geben. Optional Erdnüsse untermischen.
- Mit Salz, Pfeffer, Paradieskörner abschmecken und in Schalen portionieren. Mit Lemonbasilikum bestreuen und jeweils 2 geröstete Grashoppers platzieren.

Kartoffel-Gemüse mit Spiegelei, Afrikanisch inspiriert
Zutaten für 2 Portionen
- 3 kleine Kartoffeln, geraspelt
- 1 kleine rote Zwiebel, fein gehackt
- 1 Karotte oder Süßkartoffel, geraspelt
- 1/2 Zucchini, geraspelt
- 1 rote Peperoni, fein geschnitten
- 2 TL Chakalaka-Gewürzmischung
- 1/2 TL Meersalz, schw. Pfeffer aus der Mühle
- 2 Bio-Eier, Größe S
- 1 EL Mehlwürmer
- 1 EL Buffalowürmer
Zubereitung
- Die geraspelten Kartoffeln in einem sauberen Tuch ausdrücken bzw. „entsaften“. Zusammen mit dem vorbereiteten Gemüse, Salz, Pfeffer und der afrikanischen Gewürzmischung in einer Schüssel vermischen.
- Den Kartoffel-Gemüseteig portionsweise in heißem Pflanzenöl beidseitig leicht knusprig anbraten. Egal, wenn dabei der „Rösti“ zerfällt.
- Mit zwei Holzspateln den „Rösti“ wie einen Kaiserschmarrn zerreissen („Pulled Rösti“) und knusprig bruzzeln.
- Rösti aus der Pfanne nehmen und warm stellen.
- Buffalowürmer und Mehlwürmer anrösten bis Röstnoten die Luft schwängern.
- Zwei kleine Spiegeleier braten.
- Das „pulled“ Kartoffel-Gemüse Rösti in Schalen anrichten. Die Eier darauflegen und die gerösteten Würmer auf den Eidotter geben.

Kakao Avocadocreme, Mexikanisch inspiriert
Zutaten für 2 Portionen
- 1 reife Avocado, z.B. Hass
- 1 reife Banane, leicht braun gefleckt
- 4 TL Kakao-Pulver
- 1 Mini Prise Salz
- 1 EL Mehlwürmer (Topping)
- Rote Pfefferbeeren
- Rote Johannisbeeren oder Physalis (Deko)
Zubereitung
- Avocado halbieren, in die Schalen wird später die Kakao-Avocadocreme eingefüllt. Das Fruchtfleisch der Avocado und der Banane in kleine Stücke schneiden. Restliche Zutaten zusammen mit dem Fruchtfleisch pürieren.
- Anschließend die Creme in die beiden Avocadoschalen füllen und für 2 Stunden in den Gefrierschrank stellen, dabei soll diese bis dahin vegane Kakaocreme nicht vollständig gefrostet sein. Eiskalt schmeckt sie am besten, authentisch nach Schokocreme!
- Mehlwürmer ohne Fett in einer heißen Pfanne anrösten bis sie nach Röstaromen duften und dekorativ zusammen mit Roten Pfefferbeeren und Früchten anrichten.

Reiswaffel mit Brokkoli und Grillen, Asiatisch inspiriert
Zutaten für 2 Portionen
- 1 EL Grillen
- 1/2 EL Erdnussöl oder Sonnenblumenöl
- 200 g kleine Brokkoli-Röschen
- 100 g Karotten, in Scheiben
- 30 g Ingwer, gerieben
- 2 EL Ernussöl oder Sonnenblumenöl
- 125 ml Gemüsebrühe
- 1 EL Limettensaft
- 3 EL jap. Sojasauce
- 1/2 rote Peperoni, fein gehackt
- 1/2 EL Sesamöl
- 2 Reiswaffel, in 1/8 Stücke geschnitten
Zubereitung
- Grillen in etwas Öl kurz anbraten bzw. leicht Farbe nehmen lassen. Aus der Pfanne nehmen und bei Seite stellen.
- Brokkoliröschen, Karottenscheiben und geriebenen Ingwer in heißem Öl kurz anbraten und leicht Farbe nehmen lassen. Mit Gemüsebrühe ablöschen, etwas Limettensaft, gehackte rote Peperoni und Sojasauce zugeben.
- Unter geschlossenem Deckel den Brokkoli bissfest garen, ca 8 Minuten. A
- bschließend mit Sesamöl aromatisieren, Pfanne/Wok nochmals umrühren und in Schalen anrichten.
- Die Reiswaffelstücke darüber verteilen und die gerösteten Grillen als Topping darauf verstreuen.
Fazit
Die essbaren Insekten lassen sich ganz einfach durch Rösten oder Frittieren schmackhaft zubereiten. Besonders gut bzw. authentisch schmecken sie in Gerichten bzw. mit typischen Zutaten/Gewürzen der Länderküchen Asiens, Afrikas (ausser Nordafrika!) und Lateinamerikas. Aufgrund des hohen Proteingehalts sind deren Röstaromen geschmacklich sehr nahe an knuspriger Hähnchenhaut, gerösteten Nüssen und Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne. Ein Geschmackserlebnis der besonderen Art, wenn auch aktuell für die Mehrheit so bizarr wie vor 20 Jahren roher Fisch bzw. Sushi in Deutschland . Nun denn, wie seit jeher bringt die Zeit den kulinarischen Wandel, neuerdings auch mit den Streetfood Festivals …
Nährwert/Kosten Ratio sowie eine Umfrage zu Akzeptanz unter Usern des Portals Chefkoch.de
Interview mit dem Inhaber Folke Dammann von Snack-Insects
1. Wo werden essbare Insekten für den deutschen Markt gezüchtet?
2. Wie kann man sich so eine Insekten-Farm bzw. Zucht vorstellen?
3. Die Hemmschwelle zum Verzehr liegt in Europa hoch. Wie könnte diese gesenkt werden bzw. nimmt die Nachfrage nach essbaren Insekten bereits zu?

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2 Antworten zu “Insekten & Streetfood (II): Jenseits vom Tellerrand, auf die Hand!”
Insekten. Ein grosses und durchaus sehr spannendes Thema, an das ich mich bisher noch nicht wirklich gewagt habe. Um ehrlich zu sein: die Hemmschwelle ist auch bei mir durchaus vorhanden. Vieles habe ich schon probiert, aber bei Insekten wollte bei mir der Schalter noch nicht richtig umspringen. Dass man damit hohe Kochkunst zaubern kann, beweisen deine gewohnt kreativen und ansprechenden Gerichte, Stephan! Hier in der CH wüsste ich nicht mal wo ich Insekten kaufen kann… Snack Insect kannte ich nicht, aber die scheinen eine grosse Auswahl zu haben. Allerdings erstaunen mich die Preise ein wenig, welche ich mir günstiger vorgestellt hätte… Bin jedenfalls extrem gespannt, wie uns dieses Thema in den kommenden Jahren noch begleiten wird…
Hi Marco, … nun ja die Preise sind in der Tat erstaunlich. Aber das waren sie ja damals bei den ersten Smartphones auch 😉
Wenn Du meine Anleitung im vorangegangenen Artikel befolgst, klappt es mit dem Sprung über die Hemmschwelle. … zumal Du ja durch deinen letzten kulinarischen Abenteuertrip eigentlich dafür mental präpariert sein solltest 😉